Herr Simon, Ihr Protagonist Gabriel Landow ist kein Gewinnertyp: Übergewichtig, versoffen und schmuddelig lebt er am Rand des Existenzminimums in einer zugigen Dachkammer. Was macht ihn dennoch sympathisch?
Stimmt, Landow ist eine ziemlich prekäre Figur. Sein Leben verläuft planlos, und sein neuer Fall ist für einen kleinen Schnüffler eine Nummer zu groß. Trotz dieser latenten Überforderung gibt er nicht auf – und kommt schließlich zu einer überraschenden Lösung. Es ist auch diese Sturheit, die ich an ihm schätze.
Landows aktueller Fall scheint politisch motiviert und führt in höchste Regierungskreise. Was können Sie uns über den in einem Nudistentreff ermordeten Tennisspieler verraten?<
Um den nackten Tatsachen die Ehre zu geben: Der Sportler ist vollständig bekleidet, als er zu Tode kommt.
Ihr Roman spielt im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Aus der preußischen Residenzstadt wird einer der größten europäischen Industriestandorte. Was macht das deutsche Kaiserreich und seine boomende Metropole so interessant für einen Krimi?
Diese Zeit ist der Beginn unserer Neuzeit: Massenproduktion, rasender Fortschritt, gesellschaftliche Umbrüche, Zukunftsängste sind der Nährboden für falsche Propheten, Spekulanten und Verbrecher aller Art. U-Boote, Impfstoffe, Giftgas, Automobile, damals schlüpft so manches. Und nicht nur Gutes.
"Eisenblut" gibt's übrigens auch als Hörbuch eingelesen von David Nathan.