„Ostfriesensturm“ ist der 16. Band der Reihe. Hätten Sie erwartet, dass sie so umfangreich wird?
Klaus-Peter Wolf: Die Reihe war von vornherein auf viele Tausend Seiten angelegt. Ich dachte, wenn man später alle Bücher nebeneinanderlegt, kann man sagen: „So haben die damals gelebt, das waren die Lügen, auf die sie hereingefallen sind, ihre Irrtümer und Sehnsüchte.“ Der Kriminalroman schien mir die richtige Form, um in die Abgründe der Gesellschaft zu schauen.
Der neue Roman spielt mitten in der Corona-Pandemie …
Klaus-Peter Wolf: Der Ausbruch der Pandemie war eine Steilvorlage. Es gibt völlig neue Verbrechen und die Ermittlungsmethoden verändern sich. Hier in Ostfriesland durften die Menschen plötzlich nicht mehr in ihren Ferienwohnungen sein, brave Bürger waren auf einmal illegal, Autos wurden versteckt, Nummernschilder verräterisch. Natürlich hat das meine Fantasie beflügelt.
In Ihren Büchern lassen Sie reale Personen auftreten, etwa Ihre Frau Bettina Göschl. Wie lebt es sich im Grenzbereich zwischen Realität und Fantasie?
Klaus-Peter Wolf: In diesem Grenzbereich bin ich zu Hause. Wenn ich meine realen Freunde im Roman agieren lasse, habe ich das Gefühl, sie sprechen zu hören und ich schreibe nur mit. Später erzähle ich ihnen dann, in welch schwieriger Situation sie im Roman stecken. Dann werde ich oft gefragt: „Und wie komme ich da wieder raus? Überlebe ich?“
Sie haben einmal gesagt, Schreiben sei für Sie wie Atmen. Was tun Sie in der „atemlosen“ Zeit zwischen zwei Büchern?
Klaus-Peter Wolf: Es fällt mir immer schwer, einen Roman zu beenden. Das ist, als wäre die Party vorbei, die Gäste gehen heim und ich bleibe in der schmutzigen Wohnung zurück. Deswegen schreibe ich den letzten Satz eines Romans erst dann, wenn ich gleich mit dem ersten Satz des nächsten Romans beginnen kann. Mein Verlag bekommt also nicht nur einen neuen Roman, sondern auch gleich die ersten zehn Seiten des nächsten. Das ist ein Versprechen an mich selbst, weiterzuschreiben, und natürlich auch an meine Leserinnen und Leser.
Interview: Irene Binal