"Papà, ich bin da!“, ruft die frisch getrennte Übersetzerin Moira, als sie nach Jahren in das Haus ihres Vaters in dem Tessiner Dörfchen Montagnola zurückkehrt. Ihr Papa ist jedoch nicht da, und nach seinem Schlaganfall scheinen im Haus die Katzen das Regiment übernommen zu haben. Doch er hat ihr eine Nachricht hinterlassen, und so sieht Moira keinen Anlass zur Sorge. Sie weiß ja auch nicht, was im Prolog von Mascha Vassenas Tessin-Krimi geschehen ist: Da hat ein dem Wahnsinn naher Mann erfahren, dass er seinem unterirdischen Verlies nicht lebend entkommen wird.
Und so beginnt hier ein Wechselspiel aus der sonnigen Dorfidylle von Hermann Hesses Wahlheimat am Luganer See und den Abgründen, die sich vor Moira auftun, als ihre Jugendliebe Luca sie um ihre Hilfe als Dolmetscherin bittet. Der nämlich hat es inzwischen zum leitenden Rechtsmediziner des Kantons gebracht, und als in einer Nevèra, einem der dort typischen historischen Eiskeller, eine Leiche gefunden wird, gibt es einen Fall, der sie einander wieder näherbringt. Und schnell wird klar: „Die Tessiner nutzten jeden Anlass, eine Flasche zu entkorken, und wenn es keinen Anlass gab, dachten sie sich einen aus.“
Aber Weinlaune und Mordlust wohnen hier dichter beieinander, als es sich Moira hat träumen lassen. Und was in einem Eiskeller begann, kann in diesem süffigen Krimi in einer Feuersbrunst enden.
UB