Preis der Leipziger Buchmesse

Das sind die Gewinner:innen 2023!

27. April 2023

Applaus und herzlichen Glückwunsch! Soeben wurde in Leipzig der Preis der Leipziger Buchmesse in den Kategorien Belletristik, Sachbuch / Essayistik und Übersetzung vergeben. Kleiner Hinweis: Der Belletristik-Sieger fährt manchmal auch Gabelstapler - ein Interview mit ihm hängt diesem Beitrag an.  

Dinçer Güçyeter, Regina Scheer und Johanna Schwering

In der Kategorie Belletristik geht der Preis der Leipziger Buchmesse an Dinçer Güçyeter für sein Buch „Unser Deutschlandmärchen“ (mikrotext). 

In der Kategorie Sachbuch / Essayistik hat Regina Scheer gewonnen mit „Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ (Penguin). 

In der Kategorie Übersetzung geht der Preis der Leipziger Buchmesse 2023 an Johanna Schwering, sie übersetzte aus dem argentinischen Spanisch „Die Cousinen“ von Aurora Venturini (dtv). 

Die Begründungen der Jury

Die Jury über „Unser Deutschlandmärchen“ von Dinçer Güçyeter: Mit eigener Sprache und lyrischer Innovation der Romanform erzählt Dinçer Güçyeter die Geschichte seiner Familie. Diese steht einerseits stellvertretend für viele so genannte "Gastarbeiter*innen", die Rassismus und unmenschliche Arbeitsbedingungen erleben. Andererseits verleiht Güçyeter den verschiedenen Erzählstimmen in seiner poetischen Sprache so viel Tiefe und Widersprüchlichkeit, dass man den Weg zur Künstlerwerdung des Ich-Erzählers atemlos begleitet.

Die Jury über „Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ von Regina Scheer: Teilnehmende Biographik - so könnte man Regina Scheers Lebensbeschreibung von Hertha Gordon-Walcher nennen. Scheer war mit ihr befreundet und erzählt auf der Grundlage jahrelanger Gespräche. Geboren 1896 und gestorben 1990 kurz nach der deutschen Wiedervereinigung, war die jüdische Kommunistin Gordon-Walcher Zeitzeugin einer permanenten Desillusionierung in Kaiserreich, Weimarer Republik, „Drittem Reich", Exil und DDR, die aber ihrem politischen Idealismus nichts anhaben konnte.

Die Jury über Johanna Schwerings Übersetzung aus dem argentinischen Spanisch von Aurora Venturinis „Die Cousinen“ (dtv): Die Art-brut-Künstlerin Yuna schreibt sich mit Hilfe eines Wörterbuches aus ihrer, wie sie selbst sagt, „Minderbemitteltheit“ heraus und findet dabei zunehmend eine Sprache für die von Dumpfheit, Armut und Missbrauch geprägten Familienverhältnisse. Dieser harte, dabei aber niemals zynische Roman braucht die kongeniale Übersetzung, weil er die Aufklärung in der sprachlichen Entwicklung der Erzählerin bis in die Kommasetzung hinein konkret vorführt.

465 Werke aus 161 Verlagen waren eingereicht worden, deutlich mehr als in den pandemiebelasteten vergangenen Jahren (2022: 441 Titel, 2021: 389 Titel). „Wir sind begeistert vom enormen Spektrum an Schreibweisen, Themen und auch dem Drang in allen drei Bereichen, die individuellen und gesellschaftlichen Denk-Räume offen zu halten. Viele eingereichte Titel bilden die notwendigen gesellschaftspolitischen Debatten ab, zum Beispiel um Vorstellungen von Freiheit und Gerechtigkeit.“, so hatte sich Juryvorsitzende Insa Wilke nach erster Durchsicht der Bücher geäußert. Gemeinsam mit den Jurymitgliedern Moritz Baßler, Anne-Dore Krohn, Andreas Platthaus, Shirin Sojitrawalla, Maryam Aras und Cornelia Geißler wurde in den folgenden Wochen über die eingereichten Bücher diskutiert und nun die Nominierten der Kategorien benannt. Und das sind die Preis-Aspiranten:

  • Ulrike Draesner: „Die Verwandelten“ (Penguin)
  • Joshua Groß: „Prana Extrem“ (Matthes & Seitz Berlin)
  • Dinçer Güçyeter: „Unser Deutschlandmärchen“ (mikrotext)
  • Clemens J. Setz: „Monde vor der Landung“ (Suhrkamp)
  • Angela Steidele: „Aufklärung“ (Insel)
  • Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey: „Gekränkte Freiheit: Aspekte des libertären Autoritarismus“ (Suhrkamp)
  • Jan Philipp Reemtsma: „Christoph Martin Wieland: Die Erfindung der modernen deutschen Literatur“ (C.H. Beck)
  • Regina Scheer: „Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ (Penguin)
  • Simone Schlindwein: „Der grüne Krieg: Wie in Afrika die Natur auf Kosten der Menschen geschützt wird - und was der Westen damit zu tun hat“ (Ch. Links Verlag)
  • Birgit Weyhe: „Rude Girl“ (avant-verlag)
  • Nicole Nau übersetzte aus dem Lettischen „Das Bett mit dem goldenen Bein: Legende einer Familie“ von Zigmunds Skujiņš (mareverlag)
  • Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi übersetzten aus dem Arabischen „Grabtuch aus Schmetterlingen“ von Lina Atfah (Pendragon)
  • Antje Rávik Strubel übersetzte aus dem Schwedischen „Wer hat Bambi getötet?“ von Monika Fagerholm (Residenz)
  • Johanna Schwering übersetzte aus dem argentinischen Spanisch „Die Cousinen“ von Aurora Venturini (dtv)
  • Katharina Triebner-Cabald übersetzte aus dem Französischen: Vertraulichkeiten“ von Max Lobe (akono)

Das sagt die Jury über die Bücher

Über den Preis der Leipziger Buchmesse

Der Preis der Leipziger Buchmesse ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig unterstützen den Preis. Partner des Preises ist das Literarische Colloquium Berlin. Erstmals ist die WELT AM SONNTAG in diesem Jahr Medienpartner des Preises der Leipziger Buchmesse – gemeinsam mit dem Buchjournal und Deutschlandfunk Kultur. Die Leipziger Buchmesse wird unterstützt von Claudia Roth, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.