Doppelsieg für Wolke2

Er erzählt darin ein Stück seiner eigenen Familiengeschichte im Münsterland. In Interviews mit seinen Brüdern und Schwestern, aber auch anhand von Studien und anderer externer Quellen beschreibt er den „stillen Abschied vom bäuerlichen Leben“ – und damit unter anderem den Verlust der plattdeutschen Sprache und vieler handwerklicher Fähigkeiten. Die Kinder sahen ihre Zukunft woanders, in der Stadt, im Studium, in jedem Fall jenseits vom Bauernalltag der Eltern.

„Ich wollte nicht einfach das Krisennarrativ des Höfesterbens bedienen, sondern die Bedeutung und Dignitität der bäuerlichen Lebensform darstellen. Die Geschichte – mit Wirtschaftswunder und so weiter - wird ja meist von den Städten aus erzählt", so Ewald Frie in seiner Dankesrede. „Unsere rotbunte Kuh Wolke2 gewann 1950 bei einer landwirtschaftlichen Ausstellung einen Preis. Jetzt, zwischen diesen Buchdeckeln, gewinnt sie als Hauptfigur auch noch einen Buchpreis … Sie werden sagen, man kann diesen Buchpreis doch nicht mit einem landwirtschaftlichen Preis vergleichen. Das würde mein Vater auch denken – aber genau andersrum“- so beschrieb Frie diese vergangene Welt, die er aus der Akteursperspektive rekonstruierte.

Wie konnte eine Sozialform (das bäuerliche Leben) innerhalb von zwei Generationen so untergehen, dass Menschen aus heutiger Perspektive nicht einmal mehr ihre zentralen Werte nachvollziehen können?

Frie verbreitet dabei jedoch weder Nostalgie noch Wehmut. Er will vor allem eine „Umstiegs- und Aufstiegsgeschichte“, von Dynamik und Veränderung erzählen und zeigen: „Kultur ist ungeheuer wandelbares Phänomen.“

Die Jury des Deutschen Sachbuchpreises lobt Ewald Fries‘ historisches Sachbuch als tief, aber gleichzeitig als zugänglich und unterhaltsam: „Diese Alltagsgeschichte geht von leicht zu übersehenden Details aus und entwickelt große Gedanken. Ein inspirierendes Beispiel für innovative Geschichtsschreibung."

Hier sehen Sie die vollständige Rede des Preisträgers über die Welt im Wandel: