Familie mit Geheimnis
Interview mit Bestseller-Autorin Monika Peetz über die "Sommerschwestern".
Interview mit Bestseller-Autorin Monika Peetz über die "Sommerschwestern".
Es war kalt und nass und windig, und trotzdem fühlte Helen sich warm von innen. Sie würde vielleicht niemals endgültig wissen, ob die Thalberg-Schwestern den größten Fluch oder das größte Glück füreinander bedeuteten.
aus: "Sommerschwestern - die Nacht der Lichter"
In Ihrer Romanreihe geht es um vier Schwestern. Kommen Sie aus einer großen Familie?
Ich habe eine Schwester, mein Mann drei. Das ist sozusagen mein Schwesternreservoir. Als ich die „Dienstagsfrauen“ schrieb, wo es um fünf Freundinnen geht, fiel mir auf, dass die Konflikte gesteigert würden, wenn sie verwandt wären. Eine Schwester hat man lebenslänglich, ob man sich versteht oder nicht. Freundinnen kann man kündigen, Schwestern nicht. Ich wollte sehen, wie sich die Dynamik zwischen den Figuren entwickelt, wenn man einander nicht entkommen kann.
Jede Schwester hat unterschiedliche Erinnerungen an bestimmte Vorfälle. Was fasziniert Sie an Erinnerungen?
Dass sie so unzuverlässig sind und man sich auch im Familienkreis oft nicht darauf einigen kann, was passiert ist. Erinnerungen unterliegen Veränderungen. Jede Schwester hat ihren eigenen Blick auf Ereignisse und bewertet sie unterschiedlich. Wenn ich mich mit meiner Schwester auseinandersetze, dann merke ich, dass sie ganz andere Dinge behalten hat als ich. Das finde ich spannend.
Hilft Ihnen Ihr Beruf als Drehbuchautorin eigentlich beim Schreiben der Romane?
Ja, weil man lernt, in Strukturen zu denken. Ich entwickle immer erst ein Gerüst, damit die Eckpfeiler der Geschichte stehen, bevor ich zu schreiben beginne. Ich arbeite mit Zetteln, auf denen ich die wesentlichen Schritte der Figurenentwicklung skizziere und die ich dann herumschiebe. Auch meine Freude an Dialogen kommt wohl vom Film. Und ich genieße es, dass ich bei den Romanen nicht an die Kosten einer Verfilmung denken muss.
Was ist für Sie bei der Arbeit an den „Sommerschwestern“ die größte Herausforderung?
Es ist spannend, ein Ensemble zu beschreiben. Die Schwestern und die Mutter rangeln in der Geschichte genauso um Raum und Aufmerksamkeit wie im Leben. Ich arbeite gern mit Ensembles, aber manchmal hört man mich auch fluchen, wenn ich zwischen meinen Zetteln auf dem Boden herumkrieche und versuche, allen Figuren gerecht zu werden. Zudem gibt es in den „Sommerschwestern“ einen weiteren Hauptdarsteller, und das ist Holland. Die Romane sind auch eine Liebeserklärung an meine Wahlheimat.
Fragen: Irene Binal
Monika Peetz, geboren 1963, arbeitete nach ihrem Studium in München beim Bayerischen Rundfunk, bevor sie sich 1998 als Drehbuch- und Romanautorin selbstständig machte. Mit der Romanreihe um die „Dienstagsfrauen“ landete sie auf Anhieb einen großen Erfolg. Monika Peetz lebt mit ihrer Familie in Deutschland und Amsterdam.