Die Siegfried Lenz Stiftung ehrt mit Ljudmila Ulitzkaja eine bedeutende Schriftstellerin Russlands. Ihre Romane und Erzählungen spiegeln die Tragödie des 20. Jahrhunderts, die Epoche der Gewaltherrschaft und des Genozids. Die vielfältigen und vielschichtigen Figuren ihrer erzählerischen Welt kämpfen ums Durchkommen, ums Überleben“, so die Siegfried Lenz Stiftung. „Ulitzkaja entwickelt aus diesen Schicksalen ein grandioses Gewebe, das Gegenwart und Vergangenheit miteinander verbindet, das Religiöse mit dem Politischen, das Gesellschaftliche mit dem Persönlichen. Ihre weit gespannte Erzählkunst ist multiperspektivisch, sie bezieht reale und fiktive Dokumente ebenso ein wie die Biografie der Autorin. Denn Ulitzkaja, Jahrgang 1943 und in Moskau aufgewachsen, ist jüdischer Herkunft, und sie hat sich als Kritikerin der Putin-Regierung mehrfach unbeliebt gemacht.“
Entschieden wird die Vergabe von der fünfköpfigen Jury aus:
- Günter Berg, Vorstand der Siegfried Lenz Stiftung, Hamburg
- Ulrich Greiner, Präsident der Freien Akademie der Künste, Hamburg
- Prof. Dr. Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses, Hamburg
- Annegret Schult, Buchhandlung Felix Jud, Hamburg
- Monique Schwitter, Autorin und Mitglied der Freien Akademie der Künste, Hamburg
Mit dem Siegfried Lenz Preis sollen internationale Schriftsteller*innen ausgezeichnet werden, die mit ihrem erzählerischen Werk Anerkennung erlangt haben und deren schöpferischen Wirken dem Geist von Siegfried Lenz nah ist. Bisher haben ihn der Israeli Asmos Oz, der Engländer Julian Barnes und der Amerikaner Richard Ford erhalten.
„Ich möchte der Jury des Siegfried Lenz Preises meinen tiefsten Dank ausdrücken für eine derart bedeutende Würdigung meines literarischen Werks“, so Ulitzkaja. „Ich bin zutiefst berührt und geehrt, Gewinnerin dieses Preises zu sein, der nach Siegfried Lenz benannt ist, einem Schriftsteller mit enormer Zivilcourage, höchster Ehrlichkeit und gründlichem Verständnis für eine untrennbare Verbindung zwischen unserer Vergangenheit und Gegenwart.“
Ljudmila Ulitzkaja ist 1943 geboren, wuchs in Moskau auf und ist eine der wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Russlands. Sie schreibt Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke und erzählende Prosa. Zuletzt ist ihr Roman „Jakobsleiter“ 2017 bei Hanser erschienen.