Warum ist dieses Thema interessant? Wie lebendig und dabei wissenschaftlich exakt werden Dinge erklärt? Sachbücher sind hohe Kunst: Sie sollen Wissen mehren, Debatten anstoßen und argumentieren, ohne zu agitieren.
1) Querdenkern auf der Spur
Wer sind die Querdenker, die Wissenschaftsleugner, die Demokratieverdrossenen? Die Literatursoziologin Carolin
Amlinger und Oliver Nachtwey, Professor für Sozialstrukturanalyse und Autor der preisgekrönten Analyse „Die Abstiegsgesellschaft“, suchen anhand von Fallstudien Antworten und erläutern die sozialen Gründe, die zum vielschichtigen Bild unserer Gesellschaft führen.
Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey
Gekränkte Freiheit – Aspekte des libertären Autoritarismus
Suhrkamp, 480 S., 28,– €,
ISBN 978-3-518-43071-2
2) Der Erfinder des Romans
Jan Philipp Reemtsma, geboren 1952, Professor für Neuere deutsche Literatur und unter anderem Gründer des Hamburger Instituts für Sozialforschung, erinnert an einen Paten der deutschen Aufklärung und der Literatur: an Christoph Martin Wieland. Die Jury schwärmt: „Nach der Lektüre wissen wir, was wir Wieland schuldig geblieben sind, und wollen ihn sofort wieder oder erstmals lesen.“
Jan Philipp Reemtsma
Christoph Martin Wieland
C.H.Beck, 704 S., 38,– €,
ISBN 978-3-406-80070-2
3) Erzählte Zeitgeschichte
Die deutsch-jüdische Geschichte ist ein zentrales Thema der Berliner Autorin
Regina Scheer. Mit der Jüdin Hertha Gordon-Walcher, einst Sekretärin Clara Zetkins, hat Scheer über 20 Jahre ein Gespräch geführt: über Flucht und Exil, ihre politische Überzeugung und Mitstreiter wie Rosa Luxemburg, Bertolt Brecht oder Willy Brandt. Die „teilnehmende Biographie“ hat die Jury überzeugt.
Regina Scheer
Bittere Brunnen
Penguin, 704 S., 30,– €,
ISBN 978-3-328-60208-8
4) Fragwürdige Förderpolitik
Naturschutz versus Mensch: Simone Schlindwein, „taz“-Korrespondentin für Zentralafrika, hat jahrelang im Kongo und in Uganda recherchiert und schwere Menschenrechtsverletzungen an Indigenen und Bauern im Namen des Naturschutzes aufgedeckt. Die Jury würdigt die umfassenden Recherchen der 42-Jährigen, die eine teils fragwürdige Förderpolitik westlicher Staaten offenbaren.
Simone Schlindwein
Der grüne Krieg
Ch. Links, 256 S., 20,– €,
ISBN 978-3-96289-188-6
5) Schwarz-Weiß
Der Vorwurf saß: Birgit Weyhe, vielfach ausgezeichnete Künstlerin, Illustratorin und Autorin von Graphic Novels, wird der „kulturellen Aneignung“ bezichtigt: Die privilegierte Weiße erzählt von schwarzen Menschen. Mit der Germanistin Priscilla Layne stürzt sie sich in die grafische Biografie einer Afroamerikanerin zwischen allen Stühlen und mitten hinein in die aktuelle Identitätsdebatte.
Birgit Weyhe (Text und Zeichnung)
Rude Girl
Avant, 312 S., 26,– €,
ISBN 978-3-96445-068-5