Wenn Zwerge Riesenrad fahren
Moni Port und Philip Waechter zeichnen, schreiben und gestalten. Ein künstlerisches Duo wie aus dem Bilderbuch: ein Interview.
Moni Port und Philip Waechter zeichnen, schreiben und gestalten. Ein künstlerisches Duo wie aus dem Bilderbuch: ein Interview.
Die Künstlerin und der Künstler, beide Jahrgang 1968, haben sich während des Studiums in Mainz kennengelernt. Seit etwa 30 Jahren bilden sie eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft. Moni Port und Philip Waechter haben die Labor Ateliergemeinschaft in Frankfurt am Main mitbegründet. Port betreibt seit Ende 2020 ihr eigenes Atelier „studio soundso“, das sie einmal in der Woche als „Laden“ öffnet und das neue Menschen, Freunde und Ideen in ihr Paarleben gespült hat.
Liebe Moni: Hättest du lieber einen Apotheker oder Installateur als Ehemann?
MP (lacht): Huch, was für eine schwierige Frage gleich zu Beginn. Ich habe mir meinen Mann ja nicht nach seinem Beruf ausgesucht. Wo die Liebe hinfällt: Ich hatte auch schon Partner, die Elektrotechniker oder Zimmermann waren.
Ihr illustriert und schreibt beide. Übt ihr gegenseitig Kritik an euren Werken? Und was bewundert ihr jeweils aneinander?
PW: Und wie! Moni ist meine ehrlichste, gnadenloseste und härteste Kritikerin und bekommt alles, was ich mache, als Erste gezeigt. Bei ihr kann ich das gut aushalten, und wenn sie etwas lobt, dann findet sie es auch wirklich toll. Ich bewundere ihr grafisches Auge, den Blick für Typografie und ihr Gespür für Sprache.
MP: Philip ist mit seiner Kritik vorsichtiger, aber dennoch ein wichtiger Ratgeber für mich. Meine Sachen zeige ich ihm meist zu einem späteren Zeitpunkt. Ich muss zunächst immer erst mal allein vor mich hin wurschteln. Philip ist ein unglaublich toller Zeichner, ich bewundere seinen Blick auf die Welt, seine Fähigkeit, mit wenigen Strichen so viel Liebevolles, Schönes und auch Komisches aufs Papier zu bringen. Das rührt und begeistert mich gleichermaßen.
Philip zeichnet seit 23 Jahren täglich eine Skizze zum Familiengeschehen auf eine Postkarte. Moni, wie ist das, „am laufenden Band“ verewigt zu werden?
MP: Die Tageskarten laufen für uns als Familie nebenher. Abends sitzt Philip immer irgendwann in irgendeiner Ecke der Wohnung und zeichnet sein Kärtchen. Nach ein paar Tagen nehme ich dann einen Stapel und schaue mir an, was er gemacht hat. Es ist, gerade im Rückblick, auch nach Jahren, ein unglaublich reiches und wertvolles Erinnern. Ein Schatz. Die Karten werden natürlich von mir überhaupt nicht kommentiert. Das ist seine freie Arbeit. Nur wenn’s ums Ausstellen geht, legen unser Sohn und ich manchmal ein Veto ein, wenn es uns zu persönlich und intim erscheint. Das meiste bleibt aber ohnehin privat und gehört nur ihm (und uns).
Ihr habt zusammen etwa ein halbes Dutzend Bücher geschaffen, verfolgt aber auch einzeln eigene Projekte. Spürt ihr manchmal Neid, wenn der andere vielleicht gerade erfolgreicher ist?
PW: Die gemeinsamen Projekte sind, obwohl es mittlerweile eine ganze Reihe sind, gefühlt für uns immer noch Ausnahmen. Wir sehen uns eigentlich jede:r als einzelne Künstler, mit unterschiedlichen Projekten und Ideen. Neid empfinde ich überhaupt nicht.
MP: Im Gegenteil, wir freuen uns, wenn die Bücher des jeweils anderen gelingen, gedruckt, gemocht werden und Anerkennung finden.
Die Idee zu eurem aktuellen Bilderbuch „Dürfen Zwerge Riesenrad fahren?“ hatte euer Sohn. Drehen sich eure Gespräche zu dritt oft um Buchprojekte?
PW: Wir reden und besprechen viel. Natürlich auch über die Bücher, über denen wir gerade brüten. Meistens geht’s jedoch um andere Dinge, zum Beispiel nicht unerheblich um Fußball und die Eintracht.
Was ist das Geheimnis eurer anhaltenden Partnerschaft – im Privaten wie auch im Beruflichen?
PW: Au weia. Also ich versuch’s mal: Humor, ein ähnlicher Blick auf die Welt, Empathie und vielleicht den jeweils anderen immer darin zu unterstützen, das machen zu können, was er möchte.
MP: Das hast du schön gesagt.
Haltet ihr nach Trends Ausschau und verfolgt den Kinderbuchmarkt? Wann küsst euch die Muse?
MP: Wir stöbern schon in Buchhandlungen, aber für die eigene Arbeit bringt uns eher Selbsterlebtes und -beobachtetes weiter.
PW: Das Reisen und Unterwegssein ist eine wichtige Quelle. Viele unserer Ideen sind uns „unterwegs“ gekommen.
Welche Illustrationstechniken setzt ihr ein? Spielt das digitale Zeichenbrett eine Rolle?
PW: Bei mir kaum. Ich zeichne mit Tusche und koloriere dann anschließend mit Aquarellfarben, Markern und Buntstiften auf Papier. Hin und wieder koloriere ich am Rechner, aber das ist eher die Ausnahme. Ich mag es, Originale in den Händen zu halten.
MP: Ich zeichne zwar auch auf Papier oder ins Skizzenbuch, nutze aber auch das iPad. Bei mir wird meist alles am Rechner zusammengesetzt.
Woran sitzt ihr zurzeit?
PW: Ich arbeite an einem neuen Bilderbuch, in dem das Personal aus „Ein Tag mit Freunden“ wieder vorkommen wird.
MP: Ich arbeite gerade an einem Buch, dessen Thema ich noch nicht verraten möchte, und parallel dazu habe ich Texte für ein Kindercomicprojekt geschrieben.
In eurer Arbeit hat gerade auch Humor einen großen Stellenwert. Worüber könnt ihr lachen?
PW: Über „Hauck & Bauer“!
MP: Über Böhmermann und Olli Schulz in ihrem Podcast „Fest & Flauschig“, den hören wir sonntags oft beim Frühstück. Über ganz viel Alltägliches … über uns selbst.
Interview: Verena Hoenig
Moni Port und Philip Waechter sind privat ein Paar und produzieren neben ihren eigenen Werken gemeinsame Buchprojekte. Wie sieht so eine künstlerische Lebensgemeinschaft aus? Und was hat die Frankfurter Eintracht mit den beiden zu tun? Wir haben nachgefragt.