"Sie erzählen mir ihre Geschichte"
Wie sind Sie auf die Idee für „Milchmann“ gekommen?
Als Schriftstellerin plane ich nicht, was ich schreiben werde; daher kann ich auch nicht sagen, woher meine Ideen kommen. Sie erscheinen einfach. Meine Aufgabe ist es, zu warten und auf meine Charaktere zu hören, die zu mir kommen. Dann lasse ich mir ihre Geschichten erzählen.
„Milchmann“ spielt in Belfast, ist aber kein Buch über historische Ereignisse. Hat es eine „universale“ Botschaft?
Mein Roman spielt in einer Gemeinschaft, die unter großem Druck steht und in der die Menschen versuchen, ihr Leben auf normale Weise zu leben. Dies geschieht in einer Zeit großer Gewalt, Angst und Konflikte. Jeder hat das Recht, den Roman beim Lesen auf eigene Weise zu interpretieren, deshalb kann ich keine universelle Botschaft anbieten. Ich freue mich jedoch sehr, dass „Milchmann“ Leser auf der ganzen Welt gefunden hat, die mit dem Buch etwas verbinden und es für wichtig halten.
Trugen die Personen von Beginn an keine echten Namen?
Als mir die Idee für das Buch erschienen ist, enthielt es keine Namen, daher musste ich es von Anfang an auch ohne Namen schreiben. Irgendwann habe ich als Experiment versucht, Eigennamen hinzuzufügen, es fühlte sich aber nicht richtig an.
Welche Rolle spielte Literatur in Ihrem Leben?
Jeder in meiner Familie las von klein auf unersättlich. Ich las alles auf einmal, Shakespeare, Enid Blyton, Dostojewski, Agatha Christie, und fand darin wunderbare Anregung, Nahrung und Flucht. Als ich in den 1990er Jahren mit dem Schreiben anfing, hatten Alice Miller und Jeffrey Masson auf mich großen Einfluss.
ds