Helsin ist ein adoptiertes Kind. Als ihre Eltern sie an einem Dezembertag vor achteinhalb Jahren in Helsinki abholten, glitzerte die finnische Hauptstadt „wie ein Teppich aus lauter Sternen“. Die Eltern waren so entzückt – sowohl von dem Baby als auch vom Lichtermeer, sodass sie ihre Tochter kurzerhand nach der Stadt benannten. Helsin mochte ihren Namen immer, bis zu dem Tag, an dem der Neue in die Klasse kommt. Louis ist „dünn wie ein Gartenschlauch“ und seine Haare haben die Farbe von Zitronenkuchen. Als die Lehrerin die Schüler vorstellt, macht er sich gleich einen Spaß und verulkt ihren Namen: „Helsin, Apelsin, Apfelsine“, sagt er und grinst ein bisschen. Frechheit, Helsin ist doch keine Apfelsine! Und schon passiert es: Im Körper der Zweitklässlerin wird eine „rasende rote Welle“ hochgespült, und wie von selbst kracht ihre rechte Faust auf Louis’ Nase. Wenn jemand auch so ein blödes Erbsenprinz-Grinsen hat!
Eigentlich ist Helsin, laut Papa, ein überdurchschnittlich fröhliches Mädchen. Nur manchmal kocht eben ihre Energie über ... Ist ihr innerer „Spinner“ erst einmal da, fegt er Füller vom Tisch, zerfetzt Hefte oder wirft Brillen aus dem Fenster.
Warum Helsin zur Leguan-Diebin wird, fast ihren besten Freund Tom verliert und eine finnische Oma in ihr Leben tritt, lohnt sich unbedingt herauszufinden. Die Heldin mit den wild abstehenden dunkelbraunen Locken und der Spitznase erkennt am Ende: Wutanfälle kann man tatsächlich besiegen. Eine lustig und direkt, aber auch zärtlich erzählte Geschichte. Zum beglückenden Leseerlebnis steuert Anke Kuhl kecke, urkomische Bilder bei.
Stefanie Höfler ist es wichtig, dass ihre Geschichten die Aufmerksamkeit fesseln: „Bei einer Lesung zu merken, der Text juckt niemanden, das ist ein grausliches Gefühl.“ Als Lehrerin und Theaterpädagogin hat Stefanie Höfler viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun und widmet das Buch allen, die immer mal wieder in die Luft gehen: „Für alle (meine) Rumpelstilzchen“.
Verena Hoenig