Neue Unübersichtlichkeit
Der Begriff „Disruption“ ist allgegenwärtig; er klingt nach Veränderung, nach Chance, aber auch nach Risiko. Andreas Barthelmess erklärt, ordnet ein und macht Mut.
Der Begriff „Disruption“ ist allgegenwärtig; er klingt nach Veränderung, nach Chance, aber auch nach Risiko. Andreas Barthelmess erklärt, ordnet ein und macht Mut.
Wir alle haben tagtäglich mit den Auswirkungen der Digitalisierung zu tun. Kaum ein Bereich unseres Lebens ist davon unberührt: das Smartphone als Minicomputer, Facebook und Co. zur Vernetzung und Selbstdarstellung, autonom fahrende Busse als Transportmittel … Und etwas daran ist neu: Viele frühere Innovationen, so führt Andreas Barthelmess in seinem gut recherchierten Buch aus, bauten auf dem Bestehenden auf, es gab daher immer etwas Vertrautes.
Die Disruption hingegen schafft komplett Neues, und das stellt Menschen vor echte Herausforderungen. Es greift, so der Autor, jedoch zu kurz, Disruption nur im technologischen Bereich zu verorten. Sie findet überall statt und hat spürbare Folgen für Kultur, Wirtschaft und nicht zuletzt für die Politik. Das kann, wie jüngste politische Ereignisse gezeigt haben, zu massiver Verunsicherung führen. Zu den großen „Volksparteien“ plus Mehrheitsbeschaffern haben sich neue Parteien, Bewegungen und Interessenvertretungen gesellt und mischen kräftig mit.
Doch wie mit dieser neuen Vielfalt umgehen? Sich nach dem überschaubareren „Früher“ zurückzusehnen, ist für den meinungsstarken Autor keine Option. Seine Empfehlung: Optimistisch nach vorn blicken statt nostalgisch zurück und die Disruption kritisch umarmen – politisch, ökonomisch und sozial. Und Andreas Barthelmess bleibt nicht bei grauer Theorie stehen; er macht konkrete Vorschläge zur Praxis. Sein Buch ist eine exzellente Diskussionsgrundlage für ein kontroverses Thema.