Ines Thorn wurde 1964 in Leipzig geboren. Nach einer Lehre als Buchhändlerin studierte sie Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie. Vor 20 Jahren erschien ihr erstes Buch. Zu ihren Werken gehören Romane wie "Die Pelzhändlerin", "Satanskind", "Das Mädchen mit den Teufelsaugen" und "Das Glück am Ende des Ozeans". Zuletzt erschienen sind "Der Horizont der Freiheit" und "Die Bilder unseres Lebens". Seit vielen Jahren lebt und arbeitet Ines Thorn in Frankfurt am Main.
Wie sehen Ihr Alltag und Ihre Arbeit momentan aus?
Mein Alltag hat sich durch Corona nur wenig verändert, da ich ja eigentlich immer im Homeoffice arbeite. Nur das Recherchieren war sehr schwierig, denn die Bibliotheken und Archive hatten ja geschlossen. Aber seit dieser Woche kann ich wieder ungestört überall herumstöbern.
Was ist die größte Herausforderung?
Das ist die Bewegung. Aber auch nicht erst seit der Coronakrise. Ich sitze den halben Tag am Computer und den anderen halben Tag im Lesesessel. Da kommt die Bewegung oft zu kurz. Doch wir haben uns vor einem Jahr einen Hundewelpen angeschafft, der mich regelrecht dazu zwingt, jeden Tag rund 2 Stunden mit ihm durch die Landschaft zu stromern. Ob das reicht? Vermisst habe ich die Kontakte. Aber durch Skype und Mail war es nicht ganz so schlimm. Am meisten haben mir meine beiden kleinen Enkel gefehlt.
Worauf freuen Sie sich persönlich besonders, wenn die Krise mal vorbei ist?
Mit meinen Freundinnen ein Glas Wein trinken zu gehen und natürlich freue ich mich wie verrückt, meine Familie wieder zu sehen.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Ich bin gerade dabei Vicki Baum zu entdecken. Auslöser war der neu aufgelegte Roman "Vor Rehen wird gewarnt". Im Augenblick lese ich gerade von ihr "Liebe und Tod auf Bali".
Welches Buch sollten Buchjournal-Leser*innen jetzt oder später unbedingt lesen?
Leif Randt, "Allegro Pastell". Dieser Roman gibt einen wundervollen Einblick in die Befindlichkeiten der heute 30- bis 35jährigen, die ich so nicht erwartet hatte. Ein Sittenbild.
Was macht für Sie ein gutes Buch aus?
Neben dem handwerklichen Geschick freue ich mich immer wieder, wenn ich Worte entdecke, die ich noch nicht kannte oder lange nicht mehr gelesen haben. Ebenso wichtig sind mir neue Blickwinkel, neue Gedanken und neue Welten.
Welches Buch würde in Ihrer Bibliothek niemand erwarten?
Ich habe alle Romane von Rosamunde Pilcher, die ich sehr bewundere. Ich weiß nicht, warum ihr dieses Kitsch-Image so anhängt. Für mich sind es die besten Bücher, die es in der Unterhaltungsliteratur gibt. Außerdem lese ich wahnsinnig gern die Bücher des afrikanisch-amerikanischen Philosophen Kwame Anthony Appiah.
Wie sieht für Sie (in normalen Zeiten!) ein gelungener Tag aus?
Ein guter Tag ist es, wenn ich mein Tagessoll von zehn Seiten erreicht habe und mit meiner Arbeit zufrieden bin. Gute Tage sind auch die, an denen ich Neues lernen kann. Das passiert bei der Recherche häufig.
Welche geheime (oder weniger geheime…) Leidenschaft haben Sie?
Ich lausche leidenschaftlich gern fremden Gesprächen. Ganz egal, ob das im Supermarkt, in der U-Bahn oder im Restaurant ist. Auf die Art habe ich schon so manche Anregung für meine Bücher bekommen.
Eine Eigenschaft, die Sie bewundern?
Konsequenz. Leider mangelt es mir daran. Ich bin wohl die schlechteste Hundeerzieherin der Welt.
Wofür sind Sie dankbar?
Im Grunde für alles, was mein Leben ausmacht. Es ist ein großes Glück für mich, meiner Arbeit nachgehen zu können. Meinen Mann kann ich nach 25 Ehejahren immer noch verdammt gut leiden, die übrige Familie nicht weniger. Ich habe alles, was ich mir immer gewünscht habe. Eigentlich sogar noch mehr.