Ulrike Almut Sandig: MONSTER WIE WIR

Da capo al fine

24. August 2020

Ulrike Almut Sandig geht der Frage nach, was traumatische Erlebnisse in der Kindheit mit einem Menschen machen. Ihr ist ein eindring­licher Roman gelungen, geprägt von viel Empathie und sprachlichem Feuer. 

Ruth und Viktor sind seit Kindertagen befreundet: das Mädchen, das Angst vor Vampiren hat, und der Junge mit dem faltigen Lächeln. Doch ihre Kindheit ist nicht unbeschwert: Die „Vampire“, vor denen Ruth sich fürchtet, sind real, doch niemand sonst will sie sehen, und so bleiben Ruth und Viktor ­allein mit ihren Geheimnissen. Ruth wird später in die Musik fliehen, ins ­Geigenspiel, während Viktor, der bedrohliche Glatzkopf in Springerstiefeln, als ­Au-pair nach Frankreich geht. Aber die Gewalt holt ihn auch dort ein … 

In ­einer schillernden, mitreißenden Prosa schildert die renommierte Lyrikerin und Klangkünstlerin Ulrike Almut Sandig in ihrem ersten Roman eine von traumatischen Erfahrungen überschattete Kindheit im ländlichen Ostdeutschland: ein funkelnder Text über die Suche nach sich selbst und die vergeblichen Versuche, vor der eigenen Vergangenheit und den schmerzlichen Erinnerungen zu fliehen. 

Irene Binal

Ulrike Almut Sandig
Monster wie wir

Schöffling, 240 S., 22,– €

ISBN 978-3-89561-183-4