Coming of Age

Die Macht der Befreiung

25. August 2022

Freundschaften, Rebellion und die erste große Liebe: Darum geht es in Romanen, die vom Erwachsenwerden erzählen. Doch die Jugend hat auch weniger schöne Seiten, wovon diese Bücher ebenfalls handeln.

Lässig, humorvoll und einfühlsam übers Erwachsenwerden schreiben: Wenigen gelingt dies so gut wie ­André Kubiczek. In „Skizze eines Sommers“ und „Straße der Jugend“ haben wir René kennengelernt, der in der DDR der 80er ­Jahre aufwächst. Nun setzt Kubiczek mit „Der perfekte Kuss“ (Rowohlt Berlin, 400 S., 24,– €) die Geschichte des Ich-Erzählers fort und wieder spüren wir die jugendliche Zerrissenheit, sein Verliebtsein und dieses Gefühl, dass das Leben mit seinen Chancen und Zumutungen vor einem liegt.

Zehn Jahre früher und in Westdeutschland spielt „Die wilde Wut des Wellensittichs“ (Kunstmann, 320 S., 24,– €) von Peter Probst und auch dieses Buch erzählt eine Coming-of-Age-Geschichte weiter: In „Wie ich den Sex erfand“ war Peter Gillitzer 13 Jahre alt, nun ist er 16 und im besten Alter, um aufzubegehren: gegen den Vater, die verkrustete Gesellschaft, die Kirche, das Militär. Wer die 70er Jahre selbst erlebt hat, wird diesen komischen wie auch klugen Roman lieben.

Was es heißt, zu Beginn des Jahrtausends in Stralsund aufgewachsen zu sein, weiß wiederum Hendrik Bolz, Autor und Rapper, genau. Sein Buch „Nullerjahre“ ­(Kiepen­heuer & Witsch, 336 S., 20,– €) schildert seine ­Jugend zwischen Plattenbauten, Gewalt, Alko­hol, Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Die Realität war hässlich, sein Memoir ist harte Kost – aber unbedingt lesenswert.

Alltäglich Gewalt erlebt auch Juli in Claudia Schumachers Roman „Liebe ist gewaltig“ (dtv, 376 S., 22,– €). Ihre Eltern sind Rechtsanwälte – eine scheinbar perfekte Familie. Doch der Vater prügelt die Kinder, drillt sie auf Leistung. Julis Befreiung gerät zum Kampf – gegen die Eltern und gegen sich selbst. Ein starkes Romandebüt.

DS