Emmett Watson ist 18, als er aus der Jugendstrafanstalt Salina entlassen wird. Man schreibt das Jahr 1954, und auf der Farm seines kürzlich verstorbenen Vaters in Nebraska findet Emmett nichts als Schulden und einen alten Studebaker vor. Also plant er, gemeinsam mit seinem achtjährigen Bruder Billy auf dem Lincoln Highway nach Kalifornien zu fahren, wo er selbst auf ein neues Leben und Billy auf ein Wiedersehen mit ihrer vor Jahren verschwundenen Mutter hofft. Aber als auf einmal Duchess und Woolly auftauchen, zwei Freunde, die aus Salina getürmt sind, kommt alles anders. Plötzlich sind die vier nach New York unterwegs, und so beginnt eine turbulente Reise: Weil Duchess und Woolly sich den Studebaker ungefragt ausleihen, müssen Emmett und Billy als blinde Passagiere mit dem Zug fahren; sie treffen auf einen betrügerischen Pastor und den freundlichen Vagabunden Ulysses, bevor sie in New York ihre Mitreisenden wiederfinden und sich entscheiden müssen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen.
„Lincoln Highway“ ist so etwas wie der Gegenentwurf zu Amor Towles’ vorherigem Roman. Hatte Towles in „Ein Gentleman in Moskau“ eine Geschichte erzählt, die sich über viele Jahre erstreckt und örtlich auf ein Hotel beschränkt ist, so umfasst die Handlung diesmal nur zehn Tage, aber dafür mehrere Tausend Kilometer. „Ich schreibe gern über unterschiedliche Dinge“, sagt Towles. „Das erlaubt mir, verschiedene schriftstellerische Werkzeuge zu nutzen, den Ton zu ändern, die Sprache, die Struktur der Erzählung.“ Bevor er allerdings loslegt, trägt Towles eine Geschichte oft jahrelang mit sich herum: „Ich bin jemand, der genau plant. Ich denke über alle Komponenten nach, bis ich das Ganze im Kopf habe, und dann beginne ich, Details zu entwerfen.“ Nicht immer freilich will der Roman auch so wie sein Autor. „‚Lincoln Highway‘ sollte aus der Perspektive von zwei Figuren, Emmett und Duchess, erzählt werden“, erinnert sich Towles mit einem Lächeln, „aber dann kam ich zu einer Passage, bei der ich dachte: Das muss von einer anderen Person erzählt werden, nämlich von Ulysses. Daraufhin überdachte ich den gesamten Entwurf, ich ging zurück zum Anfang und baute weitere Perspektiven ein.“