BELLETRISTIK

Eigene Wege gehen

15. September 2023

Abelke kämpft um ihren Bauernhof, Britta ist neu in den Marschlanden und fremdelt noch: zwei  Frauen, getrennt durch nahezu fünf ­Jahrhunderte, aber verbunden in der schwierigen Suche nach Eigen­ständigkeit. 

Abelke Bleken bewirtschaftet ihren großen Hof in Hamburg-Ochsenwerder allein. Eine derart unabhängige Bäuerin im 16. Jahrhundert eckt an, die Leute tratschen. 
Beinahe ein halbes Jahrtausend später zieht Britta Stoever mit ihrer Familie nach Ochsenwerder. Doch im ersehnten Haus fühlt sie sich unwohl. Sie hat ihre Karriere als Geografin aufgegeben, als die Kinder kamen, entdeckt aber ihre Leidenschaft für die Natur neu, sucht in Deichlinien und überall nach Spuren der Vergangenheit. Auch ein Straßenschild fällt ihr auf: „Abelke-Bleken-­Ring“. Neugierig beginnt sie zu recherchieren, wer diese Frau war. 

Britta findet heraus, dass Abelke schwer zu kämpfen hatte. Dass sie viele Ungerechtigkeiten aushalten musste, weil sie einen florierenden Hof besaß, keinen Marschländer heiraten wollte und so anders war als andere Frauen. Auf ihren Spaziergängen über schnurgerade Straßen und parzellierte Felder denkt Britta viel nach. Über 
Abelkes Schicksal, aber auch immer intensiver über ihr eigenes Leben. Bis sie sich fragt, was eigentlich noch von ihren Träumen übrig ist. 

Jarka Kubsova porträtiert eine faszinierende Landschaft mit besonderen Menschen. Sie erzählt leise, aber ihre Botschaft hallt laut nach. Ein fantastischer, auch sehr zeitgemäßer Roman über zwei Frauen und deren Kampf um Selbstbestimmung. „Marschlande“ wühlt auf und reißt mit wie eine Springflut. • Petra Mies

Jarka Kubsova
Marschlande

S. FISCHER, 320 S., 24,– €,
ISBN 978-3-10-397496-6

Über die Autorin

Jarka Kubsova, 1977 in Tschechien geboren, lebt seit 1987 in Deutschland. Sie arbeitete als Journalistin und war Co-Autorin von Sachbüchern. 2021 erschien ihr Debütwerk „Bergland“.