Joachim B. Schmidt: KALMAN

Ein Dorf in Aufruhr

27. August 2020

Mit dem Haifischfänger und Dorfsheriff Kalmann hat der ­Schweizer ­Joachim B. Schmidt seiner isländischen Wahlheimat einen wunderbar ­eigensinnigen Ermittler beschert.

Eine Blutspur auf der Ebene Melrakkaslétta bringt nicht nur das Leben von Kalmann durcheinander, sondern auch den Alltag in seinem beinahe ausgestorbenen Heimatdorf Raufarhöfn. Gerade ist dessen „König“ Róbert McKenzie verschwunden, der alle Fischfangquoten auf sich vereint hat und das einzige Hotel am Ort betreibt. Nun erlebt das Gastgewerbe ­einen Aufschwung, weil die Polizei aus Reykjavík anrückt, Journalisten den Ort heimsuchen und neben der litauischen ­Mafia auch noch eine Spezialeinheit ins Spiel kommt.

Kalmann ist der selbst ­ernannte Sheriff von Raufarhöfn, der alles daransetzt, ­seine ­kleine Welt in Ordnung zu halten. Von seinem amerikanischen ­Vater hat er eine Pistole geerbt und von seinem Großvater gelernt, wie man sich lautlos in der Natur bewegt, Polarfüchse jagt und Grönlandhaie fängt, um sie dann zu Gammelhai zu fermentieren. Was er sonst wissen muss, teilt ihm sein Freund Nói aus dem fernen ­Reykjavík per ­Internet mit. All das ist in Kalmanns Kopf jedoch auf ganz ­eigene Weise verknüpft, denn er ist seit frühester Kindheit nicht wie die anderen. „Ärztepfusch“, hatte seine Mutter einmal gesagt, als sie sich darüber aufregte, dass Kalmann sich Elínborgs Katze vorgenommen hatte.

Aber dieser Ärztepfusch hat seine Vorteile. Und so ist Schmidts scheinbar so schlichter Ich-­Erzähler am Ende für eine gehörige Überraschung gut. 

UB

Joachim B. Schmidt
Kalmann

Diogenes, 
352 S., 22,– €,
ISBN 978-3-257-07138-2

Über den Autor

Joachim B. Schmidt, geboren in Graubünden, ist 2007 nach Island ­gezogen und hat dort ­gelernt, dass man sich an den isländischen Gammelhai ­genauso ­gewöhnen kann „wie an stinkenden Schweizer Käse“.