Texas, 1921: In der prosperierenden Kleinstadt Delhart, umgeben von fruchtbarem Farmland und gelb wogenden Weizenfeldern, wächst Elsa Wolcott in einer angesehenen Familie auf. Ihr Vater hat es mit dem Verkauf von Landmaschinen und Farmgeräten zu beträchtlichem Wohlstand gebracht und konnte zwei seiner Töchter gut verheiraten. Um Elsa, das Aschenbrödel, blass, dünn und kränklich, wird in der Familie dagegen kaum Aufhebens gemacht. Und so sucht das verträumte Mädchen Zuflucht in Romanen, die von Liebe und Abenteuer handeln und ihre Fantasie beflügeln.
Doch kurz vor ihrem 25. Geburtstag realisiert sie, dass sie ihre Zukunft schleunigst selbst in die Hand nehmen muss, wenn sie nicht als alte Jungfer enden will. Sie schneidet sich die hüftlangen Haare zu einem modischen Bob, näht sich ein rotes Seidenkleid und geht zum ersten Mal in ihrem Leben aus. Die Nacht endet folgenreich in den Armen von Raffaello Martinelli, dem 18-jährigen Sohn sizilianischer Einwanderer. Ehe sie sich versieht, ist die schwangere Elsa mit dem jungen Draufgänger verheiratet und soll auf der Farm ihrer Schwiegereltern mit anpacken.
Doch 13 Jahre nach ihrer überstürzten Heirat muss sich Elsa, mittlerweile Mutter zweier Kinder, noch einmal völlig neu erfinden. Denn als eine menschengemachte Naturkatastrophe das Land beutelt und die Farm der Martinellis in den finanziellen Ruin treibt, sieht sie sich vor eine Entscheidung gestellt: entweder für ihr Land und ihr Erbe zu kämpfen oder die Flucht gen Westen in ein neues Leben zu wagen.
In ihrem hochemotionalen Pageturner zeichnet Kristin Hannah das sensible Porträt einer zwischen gesellschaftlichen Zwängen und ungestillten Sehnsüchten zerrissenen Frau. In Elsas Suche nach einem besseren Leben spiegelt sich der Mythos des amerikanischen Traums wider. Doch wie bei so vielen, die die Folgen der Great Depression erlebt haben, verwandelt sich auch Elsas Traum bald in einen Albtraum. Und der geht beim Lesen unter die Haut. Wie es Kristin Hannah gelingt, Geschichte spürbar zu machen – das ist ganz große Erzählkunst. Kein Wunder, dass der Roman in den USA längst stürmisch gefeiert wird.
Alice Werner