Erfundene Wahrheit
Familienromane tauchen ein in die Vergangenheit und bieten die Chance, Realität und Fiktion erzählerisch zu verweben. Besonders spannend wird es, wenn es bei der Spurensuche um die eigene Verwandtschaft geht.
Familienromane tauchen ein in die Vergangenheit und bieten die Chance, Realität und Fiktion erzählerisch zu verweben. Besonders spannend wird es, wenn es bei der Spurensuche um die eigene Verwandtschaft geht.
Familienromane sind nichts Neues, gleichwohl erlebt dieses Genre derzeit einen Boom, nicht zuletzt durch Jonathan Franzens Werk „Crossroads“ (Rowohlt, 832 S., 28,– €). Der Schmöker spielt in den frühen 1970ern und ist der Auftakt zu einer Trilogie, die über drei Generationen hinweg eine Pastorenfamilie in einem fiktiven Vorort von Chicago begleitet.
Der Bücherherbst hat weitere Glanzstücke zu bieten, so etwa Henning Ahrens’ Roman „Mitgift“ (Klett-Cotta, 352 S., 22,– €). Die Geschichte der Familie Leeb, die in einem Dorf in Niedersachsen lebt und viel mit Ahrens’ Leben zu tun hat, reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert, im Zentrum stehen jedoch die Nachkriegsjahre bis 1962. Der Roman dreht sich um einen Vater-Sohn-Konflikt, einen Suizid und um die Gewalt, die das Leben der Männer seit jeher prägt – geschildert ohne einen Funken Sentimentalität.
In seinem Roman „Eine Art Familie“ (Penguin, 368 S., 22,– €) erzählt Jo Lendle die Geschichte seiner eigenen Familie zwischen 1899 und 1969 – eine fesselnde Spurensuche, in deren Zentrum die Brüder Ludwig und Wilhelm stehen, die in der Zeit des Nationalsozialismus ganz unterschiedliche Wege gehen. Auch Constanze Neumann schreibt in „Wellenflug“ (Ullstein, 336 S., 22,– €) über ihre Familie, doch sind es hier zwei starke Frauen, die eine 150 Jahre umfassende Geschichte prägen. Franzen, Ahrens, Lendle, Neumann: Ihre exzellent recherchierten und unerhört packend erzählten Bücher sollten Sie sich nicht entgehen lassen!
DS