Ihr Roman spielt in der Weimarer Republik. Wie kam es dazu?
Peter Prange: Wenn man sich mit der Nazizeit beschäftigt, fragt man sich natürlich, wie Hitlers Aufstieg möglich war. Das führt in die Weimarer Zeit, die man in einem Satz beschreiben kann: vom Freiheitsrausch zur kollektiven Selbstentmündigung. Dann erinnerte ich mich an zwei Figuren aus meinem Roman „Das Bernstein-Amulett“: Konstantin Reichenbach und seine Frau, ein ehemaliger Ufa-Star. Mit ihnen konnte ich die Weimarer
Republik im Spiegel der Ufa zeigen.
Wie haben Sie zur Ufa recherchiert?
Ich habe einen guten Draht zur Ufa und fand dort interessante Quellen. Dabei erfuhr ich vieles, was ich nicht wusste, etwa, dass die Ufa als Propagandamaschine des Militärs gegründet wurde und nach dem Krieg auf Drängen der Investoren ihre Ausrichtung änderte. Das führte zur kreativen Explosion.
Sie verwenden die Sprache der damaligen Zeit, die für uns oft abstoßend klingt …
Wenn wir unsere Vorfahren politisch korrekt darstellen, werden wir nie begreifen, warum so viel schiefgelaufen ist. Das war alles in der Sprache schon angelegt. Mir ist diese Sprache dank meines 1886 geborenen Großvaters geläufig.
Unsere Zeit wird oft mit der Weimarer Republik verglichen. Können Sie das nachvollziehen?
Unsere Freiheiten, etwa die Informationsfreiheit, wachsen uns immer mehr über den Kopf, und wenn es dann schwierig wird, kommt der Ruf nach einfachen Lösungen. Die Institutionen sind heute solider als damals, es wäre nicht so einfach, das System umzukrempeln. Aber das psychologische Element ist dasselbe: Je größer die Freiheit, desto größer wird die Unsicherheit, und je unsicherer die Menschen sind, umso mehr sehnen sie sich nach Autorität.
Sie veröffentlichen pro Jahr einen Roman. Wie machen Sie das?
Zuerst entwerfe ich ein detailliertes Exposé, in dem ich die Entwicklung der Geschichte skizziere. Dann schreibe ich täglich im Schnitt vier Seiten. Wenn man an sieben Tagen die Woche arbeitet und sich nur zwei Wochen Urlaub im Jahr gönnt, kriegt man das hin.
BIN