Geschichten, die nahegehen
Unsere Kolumnistin Christine Westermann empfiehlt Lektüre abseits der aktuellen Bestsellerlisten. Lektüre, die auch das Wiederlesen lohnt. Heute: „Deine Juliet“ und „Cindy liebt mich nicht“.
Unsere Kolumnistin Christine Westermann empfiehlt Lektüre abseits der aktuellen Bestsellerlisten. Lektüre, die auch das Wiederlesen lohnt. Heute: „Deine Juliet“ und „Cindy liebt mich nicht“.
Ausgerechnet jetzt ein Buch, in dem Krieg eine große Rolle spielt? Vielleicht ist es jetzt genau richtig. „Deine Juliet“ (btb, 448 S., 10,– €) von Mary Ann Shaffer ist ein bewegender Roman, der die Grausamkeiten des Krieges nicht auslässt, aber dennoch voller Leben und Liebe ist und der mit einem grandiosen Happy End schließt. Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Brieffreundschaft zwischen einer Schriftstellerin, ihrem Verleger und einigen sehr besonderen Menschen auf der englischen Atlantikinsel Guernsey. Sie gründen dort während des Zweiten Weltkriegs den „Club der Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“. War anders geplant, denn eigentlich hatten sich alle getroffen, um ein heimlich geschlachtetes Schwein zu essen. Schweine zu schlachten aber hatten die deutschen Besatzer bei Strafe streng verboten. Und genau hier setzt sie ein, jene Geschichte, die einem nahegeht, bei der man sich aber dennoch immer wieder königlich amüsiert.
„Cindy liebt mich nicht“ ist ein Liebesroman, der für immer und ewig auf meiner Bestenliste stehen wird.
Christine Westermann
„Cindy liebt mich nicht“ (Kiepenheuer & Witsch, 224 S., 8,95 ¤) von Jochen-Martin Gutsch und Juan Moreno ist ein Liebesroman, der für immer und ewig auf meiner Bestenliste stehen wird. Eine Frau Mitte zwanzig. Zwei Männer um die 30 und grundverschieden. David ist Referendar bei der Staatsanwaltschaft, Franz Barkeeper. Sie lernen – unabhängig voneinander – Maria kennen. Verlieben sich. Franz widerstrebend, David Hals über Kopf. Eines Tages ist Maria spurlos verschwunden. Bei David, der bis dahin geglaubt hatte, Maria und er seien ein Paar, taucht Franz auf und stellt sich als ihr Freund vor. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche. Die Irrfahrt der beiden ist zart und zerbrechlich geschrieben, spannend und komisch zugleich. Ich habe oft gelacht, innegehalten, mich erinnert. An Situationen in meinem Leben, wo ich mit ähnlicher Ernsthaftigkeit geliebt habe und mir die ganze schöne Liebe einfach zerbröselt ist.
Christine Westermann ist Autorin und Journalistin. Sie arbeitet seit vielen Jahren für das Fernsehen und den Hörfunk des WDR, war Mitglied beim „Literarischen Quartett“ und moderierte zusammen mit Götz Alsmann die Sendung „Zimmer frei“.