Manchmal braucht es wenig, um Menschenleben zu retten. Bei Niris sterbenskranker Mutter sind es billige Antibiotika, die über Leben und Tod entscheiden. „Es konnte doch nicht so schwierig sein, dafür zu sorgen, dass jeder, der welche brauchte, sie auch bekam“, fragt sich der 18-Jährige, einer der Protagonisten in Jan-Philipp Sendkers neuem Roman „Die Rebellin und der Dieb“. Doch seit „der Virus“ wütet und die Krankenhäuser überquellen, ist die Lage katastrophal für die Ärmsten der Armen. Vor der Pandemie hatte Niris Familie als Bedienstete einer reichen Familie alles, was sie zum Leben brauchte. Nun ist ein Bretterverschlag in den Slums ihr Zuhause. Arbeit gibt es keine, das mörderische Fieber grassiert und der Hunger frisst Niri und seiner kleinen Schwester ein Loch in den Bauch.
Doch während sich Niris Vater in buddhistischer Schicksalsergebenheit übt, schleicht sich sein Sohn trotz Ausgangssperre durch die nächtliche Stadt zu der Villa, wo sie einst wohnten. Mary, die Tochter des Hauses und Niris Jugendliebe, lässt ihn herein, versorgt ihn mit Lebensmitteln und Geld. Als Niri eines Nachts Zeuge wird, wie ein Mann erschossen wird, weil er im Müll nach Essbarem für seine hungernden Kinder suchte, erwacht Niris Wille zum Widerstand. Und Mary, die den goldenen Käfig ihrer behüteten Existenz verlässt, steht an seiner Seite, um gemeinsam für eine gerechtere Welt zu kämpfen.