Lesetipps kurz & knapp

Katzen, Krieg und ein Corona-Held

22. April 2021

Frischer Schmökerstoff gesucht, auch gerne mal abseits der Bestsellerlisten? Unter diesen Belletristik-Lesetipps finden Sie vielleicht Anregungen für die nächste Lektüre. Wir stellen Ihnen acht Bücher kurz und knapp vor.

Von der Ausweglosigkeit im Mikro-Biotop

Warum wird ein Täter zum Täter, ein Ermittler zum Ermittler? Der eine Mann, ­namenlos, sein ganzes Berufsleben lang peinlich um Korrektheit bemüht, steht nachts in Salzburg auf seinem Balkon. Was will er dort? Der andere, leitender ­Redakteur eines großen Medienhauses in München, beobachtet seine Stadt als aufmerksamer Spaziergänger.

Christoph Lindenmeyer 
Teufelsgasse 

Verlag Anton Pustet, 
320 S., 22,– €, 
ISBN 978-3-7025-0999-6
 

Ohne Sprache ist nichts wahr

Der Wiener Journalist Franz Ignaz Baumhackl weiß schon lange, dass die Kluft zwischen Gesagtem und Gemeintem überall dort allgegenwärtig ist, wo Menschen zu kommunizieren versuchen. Er beschließt, außersprachlich zu werden, ins Tierreich zu reisen, selbst zu einem Tier zu werden. Mit immenser Sprachkraft widmet sich Emil Bobi einem großen Zeitthema.

Emil Bobi  
Abara da Kabar

Die Rückreise. 
Verlag Anton Pustet, 
368 S., 24,– €, 
ISBN 978-3-7025-1015-2 

Eine turbulente erste Liebe

Der 17-jährige Martin wird nach seinem Outing zur Zielscheibe seiner Mitschüler. Durch die Freundschaft mit Joki gelingt es ihm, wieder Fuß zu fassen, und er verliebt sich zum ersten Mal. Bei allen ­Katastrophen ist zum Glück Joki zur Stelle, der ihm unerschütterlich zur Seite steht. Eine gefühlvolle Geschichte voller Wortwitz über Diskriminierung, Freundschaft und Liebe.
 

Gordon Ambos 
Das Meer dazwischen 

MAIN Verlag, 
308 S., 17,– €, 
ISBN 978-3-95949-270-6
 

Ein Corona-Held erzählt

In seiner Autobiografie berichtet der durch seine Rollator-Spendenaktion für das britische Gesundheitssystem bekannt gewordene 100-jährige Kriegsvete­ran emotio­nal von seinem bewegten ­Leben, das 1920 kurz nach der Spanischen Grippe begann und mit dem Ritterschlag durch Queen ­Elizabeth II. 2020 ­einen ­Höhepunkt fand. Captain Sir Thomas ­Moore verlor am 2. Februar den Kampf gegen das Corona-­Virus.

Captain Tom Moore 
Morgen wird ein guter Tag 

Die Autobiografie. 
Übersetzt von Alan Tepper.
Hannibal Verlag, 416 S., 25,– €, 
ISBN 978-3-85445-705-3

Von einem, der neu anfing ...

Als sein Chef sich mit großem Bedauern von ihm verabschiedet, steht für Arthur fest: So kann es nicht weitergehen. 23 Jahre im Toilettenpapiervertrieb, im Reihenhaus, in der Ehe mit seiner lieben Frau Afra – damit ist jetzt Schluss. Und so stirbt ­Arthur. Natürlich nicht wirklich, vielmehr fädelt er ein, was es für ein plausibles Ab­leben einzufädeln gilt. Aus Arthur Ophof wird Luigi Molima. Nur hat er die Rechnung ohne Afra gemacht …

Hendrik Groen 
Lieber Rotwein als tot sein

Übersetzt von Wibke Kuhn. 
Piper, 320 S., 11,– €, 
ISBN 978-3-492-31669-9
 

Ein Leben nach dem Krieg

Eine Mutter stirbt – und eine Tochter, die bis dahin auf Distanz zu ihr gegangen ist, wird so mit der Vergangenheit konfrontiert. Hinzu kommt die überraschende Enthüllung eines Bekannten. Das Schicksal der Mutter während des Zweiten Weltkriegs – auf der Flucht aus Ostpreußen und im Deutschland der Nachkriegszeit – wird mit ungeheurer Intensität, Bildkraft und Dichte geschildert.

Astrid Seeberger 
Nächstes Jahr in Berlin

Übersetzt von Gisela Kosubek. 
Urachhaus, 252 S., 22,– €, 
ISBN 978-3-8251-5261-1

Lebensphilosophisch und charmant

An einem verregneten Frühlingstag findet Miyu einen kleinen Kater am Straßenrand. Und so kommt es, dass ihr Glück einer streunenden Katze gleicht. Während Miyu durch die Krisen des modernen Lebens taumelt, weiß ihre Katze Chobi instinktiv, dass wir selbst in unseren einsamsten Momenten mit den 
Wundern der Welt verbunden sind.

Makoto Shinkai, Naruki Nagakawa
Das Geschenk eines Regentages

 Übersetzt von Heike Patzschke.
S. Fischer Verlag, 
256 S., 22,– €, 
ISBN 978-3-10-397067-8

Zeiten des Umbruchs

Ihre Wege laufen nebeneinander, lange, bevor Alexander Osang beschließt, Uwes Geschichte aufzuschreiben. Und mit ihm aufbricht: auf einem Schiff, in die Vergangenheit. Die weißen Nächte über der Ostsee – sie sind fast hell, so wie die Nachwendejahre, die beide geprägt haben. Doch während Uwe der Unbestimmte, Flirrende bleibt, beginnt für Alexander Osang eine Reise zu sich selbst, getrieben von der Frage, wie er zu dem wurde, der er ist.

Alexander Osang
 Fast hell 

Aufbau Verlag, 
237 S., 22,– €, 
ISBN 978-3-351-03858-8