Sie leben in München. Schauplatz Ihres neuen Romans ist das Ruhrgebiet. Ein größerer Kontrast ist kaum denkbar.
Jan Weiler: Das Ruhrgebiet ist keine edle Gegend. Aber ich bin zehn Kilometer Luftlinie von Duisburg entfernt groß geworden, das Leben da ist mir nicht unvertraut. Die ganze Geschichte könnte jedoch auch in Karlsruhe oder Leipzig spielen. Doch dort wohnen nun einmal nicht fünf Millionen Menschen. Und so viele brauchte ich, um Roland Papen auf solch eine lange Reise schicken zu können. Ich habe jedoch streng darauf geachtet, alle Ruhrpott-Klischees zu vermeiden.
Zuvor haben Sie autofiktionale Bücher und Krimis geschrieben. Wie kam es überhaupt zu dem neuen Roman und dieser sehr besonderen Vater-Tochter-Geschichte?
Die Geschichte habe ich mir schon vor vielen Jahren ausgedacht, als mich meine Tochter, die damals zwölf war, gebeten hat, einen Roman nur für sie zu schreiben. Dann haben sich allerdings bis zum vergangenen Jahr immer wieder andere Sachen vorgedrängelt. Ich wollte eine Vater-Tochter-Geschichte erzählen, vom Älterwerden des Mädchens und den Geheimnissen des Vaters, davon, dass man von den eigenen Eltern nie alles weiß. Aber es gibt seltene Momente der Wahrheit, Kim und ihr Vater erleben einen solchen Moment.
Hat Ihre Tochter den Roman schon gelesen?
Ja, sie ist mittlerweile 23 und hat das Buch schon während des Entstehens gelesen. Sie hat mich ständig aufgefordert: „Schreib weiter, schneller!“ Und ich musste wieder rackern. Im Gegensatz zum „Pubertier“, an dem sie einiges auszusetzen hatte, war sie diesmal mit allem einverstanden.
Das Buch hat einen melancholischen Grundton. Trotzdem ist es auch tröstlich. Wie wichtig ist Ihnen ein versöhnliches Ende?
Melancholisch ist die Grundstimmung aller meiner Bücher. Die Geschichte vom italienischen Gastarbeiter, der nie in Deutschland ankommt, ist genauso traurig wie die vom Polizeikommissar, der in einer Lebenskrise steckt und da nie richtig rauskommt. Aber es nützt ja nichts, wir leben trotzdem weiter. Und was uns dabei hilft, das ist Humor.
Interview: Holger Heimann