Tragikomischer Roadtrip
In seinem auf beste Weise originellen Roman erzählt Michael Ebert die Geschichte einer tiefen Freundschaft und lotet die Durchlässigkeit zwischen Leben und Tod aus.
In seinem auf beste Weise originellen Roman erzählt Michael Ebert die Geschichte einer tiefen Freundschaft und lotet die Durchlässigkeit zwischen Leben und Tod aus.
Trauer ist Liebe, die kein Zuhause mehr hat
Mischa ist 13 Jahre alt und das Sterben um ihn herum ist allgegenwärtig: in der Notaufnahme direkt neben der Personalwohnung im Krankenhaus, im Arbeitszimmer des toten Vaters und in den Gesprächen mit der Mutter, die als Intensiv-Krankenschwester die beiden mit Mühe über Wasser hält.
Obwohl der Alltag des Ich-Erzählers mit Trauer getränkt ist, entfaltet seine schonungslose Sicht auf das Leben und Sterben in den frühen 1990er Jahren von der ersten Seite an eine einnehmende Komik. Er beobachtet seine Umgebung wertfrei, notiert Diagnosen und Todesursachen mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der Gleichaltrige Buch über Fußballergebnisse führen, und beginnt eines Tages, über ein Münztelefon Anrufe aus dem Jenseits entgegenzunehmen.
All das macht ihn zum Außenseiter – bis zu dem Zeitpunkt, als statt des französischen Austauschschülers Olivier die geheimnisvolle Sola vor seiner Tür steht, in der er eine Verbündete findet. Sola ist älter als er, Belgierin mit Wurzeln in Zaire und in der süddeutschen Kleinstadt genauso ein Fremdkörper wie Mischa selbst. Die zwei unternehmen einen schlecht geplanten Roadtrip in die zerfallende DDR, um dort in einem alten Stollen nach 100 Milliarden Ostmark zu graben.
Mit einer Mischung aus Zuversicht und Melancholie zeigt Michael Ebert uns die wichtigen Dinge des Lebens: die Kunst, nicht auf das zu schauen, was man verloren hat, sondern auf das, was bleibt.
• Katrin Freiburghaus
Michael Ebert, geboren 1974, stammt aus Freiburg. Der vielfach ausgezeichnete Journalist ist seit 2013 Chefredakteur des Magazins der „Süddeutschen Zeitung“. „Nicht von dieser Welt“ ist sein Romandebüt.