Philipp Blom: DIEBE DES LICHTS

Tugend und Laster

14. Oktober 2021

Philipp Blom beherrscht wie kaum ein anderer deutscher Historiker die Kunst, Geschichte in gut erzählten Geschichten lebendig zu machen. In seinem Roman „Diebe des Lichts“ ist es Rom um 1600, der Sündenpfuhl korrupter Kardinäle und mörderischer Malerfürsten.

Sander und sein ungleicher Bruder, der engelhaft schöne, teuflisch verworfene Hugo, sind ein eigenwilliges Duo. 1572 werden sie in den Niederlanden von den spanischen Besatzern zu Waisenkindern gemacht. Hugo verschlagen die Kriegsgräuel buchstäblich die Sprache, Sander flieht in die Blumenmalerei. In Rom und Neapel erleben beide dann einmal mehr, dass das Gewebe der Welt keine flämisch-herzinnige Blümchenstickerei ist. In den Tavernen wie in den Kirchen und Palästen triumphieren Unzucht, Niedertracht und Gewalt. Die Inquisition wacht brutal über den rechten Glauben, der Pöbel ergötzt sich an den grausamen Hinrichtungen von Ketzern.

Immer mittendrin: Sander und sein Dämon Hugo. Der eine macht spät als Malerfürst Karriere, der andere mischt tagsüber die Farben und treibt sich nachts als Strichjunge am Tiber herum. Das fragile Arrangement zerbricht, als Sander sich in die falsche Frau verliebt und sein jähzorniger Bruder wieder einmal die Beherrschung verliert. Das große Fresko „Triumph der Tugend über das Laster“ wird Sanders Meisterwerk – und sein häretisches Statement. 

Philipp Bloms erster historischer Roman ist ein sinnlich-üppiges Panorama der italienischen Renaissance, mit altmeisterlicher Sorgfalt und dezenten mythologischen Anspielungen nach der Natur gemalt in gut abgemischten Farben: Nachtschwarz, Blütenweiß, Blutrot, Kardinalspurpur.

TRA

Philipp Blom
Diebe des Lichts

Blessing, 
480 S., 24,– €, 
ISBN 978-3-89667-689-4

Über den Autor

Philipp Blom ist ein wahrhaft europäischer Intellektueller: enzyklopädisch gebildet, ­wortgewaltig, aber nie elitär. 1970 in Hamburg geboren, in Oxford promoviert, pendelt er als ­Historiker, Journalist, Schriftsteller und Übersetzer rastlos zwischen London, Paris und Wien.