Nino Haratischwili macht es selten kurz, aber langweilig wird es bei ihr nie: Man kann ihre ebenso wuchtigen wie souverän und gefühlsstark erzählten Pageturner kaum aus der Hand legen. „Das achte Leben (Für Brilka)“ erzählt über sechs Generationen hinweg von einer Schokoladendynastie, einem Jahrhundert georgischer und europäischer Geschichte. „Die Katze und der General“ ist ein Schuld-und-Sühne-Epos von Tolstoi’schen Ausmaßen. „Das mangelnde Licht“ nun hat 832 Seiten und man möchte keine davon missen. Hinreißend lebendig, sinnlich bunt und zugleich spannend entfaltet Haratischwili ein Panorama der Affären, Abenteuer und Katastrophen eines unvergesslichen Freundinnenquartetts: vier Frauen zwischen Liebe und Hass, öffentlichem Mangel und privatem Glück, ein Geschichtenteppich, geknüpft aus mädchenhaftem Übermut und überbordender Erzähllust, westeuropäischer Kultur und postsowjetischer Tristesse.
Hinein ins Abenteuer des Lebens
In einer Sommernacht 1987 steigen die vier Mädchen in den Botanischen Garten von Tbilissi ein. 32 Jahre später, vom Schicksal zerzaust, aber ungebrochen, werden sich drei von ihnen bei einer Vernissage in Brüssel wiedertreffen. Dina, schon immer vorwitzig, neugierig und mutig, stieg damals als Erste über den Gitterzaun. Die anderen folgten ihr zuerst zögernd und dann voller Neugier in den Abenteuergarten des Lebens: Nene, die fröhlich-naive Träumerin, Nichte eines mächtigen Gangsters; Keto, die von ihren beiden Großmüttern das Erzählen lernte und später Kunstrestauratorin wurde; schließlich Ira, die pragmatisch-vernünftige Außenseiterin – die brillante Juristin wird einen Politskandal lostreten.