BELLETRISTIK

Zwischen Einsamkeit und Sehnsucht

2. März 2023

Amerika, 1950. Der deutsche Waisenjunge Michael soll sich auf Cape Cod vom Krieg erholen und befreundet sich mit der Künstlerin Mrs Aitch. Ein Meisterwerk über das fragile Glück eines Sommers am Meer.

Für Michael könnte die Neue Welt kaum fremder sein als in der Idylle von Cape Cod. Adoptiert von einem New Yorker Ehepaar, soll sich der Zehnjährige auf der Halbinsel erholen und ganz in Amerika ankommen. Aber nicht in seiner Gastfamilie, sondern bei der benachbarten Mrs Aitch kann sich der Junge öffnen. Sie lebt mit ihrem berühmten Mann Mr Aitch in der Bucht. Aitch steht für das „H“, den ersten Buchstaben ihres Nachnamens – gemeint sind Josephine und Edward Hopper, aneinandergefesselt in einer toxischen Ehe. So fantastisch Hopper die US-amerikanische Befindlichkeit mit seinen Bildern einfing, so brillant porträtiert hier Christine Dwyer Hickey eine Gesellschaft im Umbruch. Unaufgeregt erzählt, legt „Schmales Land“ das Innenleben von Menschen frei, die mit ihrer Einsamkeit und der Sehnsucht nach Nähe ringen. Ein grandioser Roman über einen Sommer, in dem das Licht mitunter alle Schatten vertreibt. 

Christine Dwyer Hickey
Schmales Land

Übersetzt von Uda Strätling
Unionsverlag, 416 S., 26,– €,
ISBN 978-3-293-00594-5