„Ein bescheuertes, kleines Kaff in den Bergen, voll schottischer Bergtrolle“, so hatte es Cedrik im Zorn genannt. Aber dann doch schweigend seinem Vater geholfen, ihre Habseligkeiten in die abgewetzten Koffer und Taschen zu packen. (...) Und am darauffolgenden Tag hatte Aengus O’Connor die Bahntickets nach Mistle End erhalten. 2. Klasse, für ihn und Cedrik. Ohne Rückfahrschein.
Sein Vater hatte sich wieder hingesetzt und schaute aus dem Fenster. „Ich wusste nicht, dass es hier so große Wälder gibt. Bäume, nichts als Bäume!“, sagte er. „Hier leben sicher Hirsche, vielleicht sogar Wölfe.“
Wölfe? Cedrik spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er presste seine Stirn an die Scheibe und starrte auf die immer düsterer werdende Landschaft. Inzwischen waren die vorbeiziehenden Bäume im dichten Schneetreiben nur noch als schemenhafte Schatten zu erkennen. Was gab es noch in diesen unendlichen Wäldern? Er hatte das Gefühl, dass da draußen mehr auf ihn wartete als Bäume und Schnee. Wölfe! Er lachte heiser und leckte sich über die trockenen Lippen. Je länger sie fuhren, desto aufgeregter wurde er. Es fühlte sich an wie ... Ankommen. Oder war es doch Heimweh? Er spürte ein Ziehen, eine Spannung tief in seinem Innern, die er nicht verstand. Die sich aber gut anfühlte.
Auf einmal sprach sein Vater leise weiter, so, als hätte er vergessen, dass er nicht allein im Abteil saß. Er flüsterte fast. „Vielleicht hier. Wäre ein perfekter Lebensraum.“
„Für uns?“, fragte Cedrik.
Sein Vater schreckte hoch. „Ach, nein“, sagte Aengus rasch. Er wirkte verunsichert.
Cedrik drehte sich hastig weg. Er hasste es, wenn sein Vater diesen traurigen Ausdruck in den Augen hatte. Den hatte er in den letzten Wochen viel zu oft gesehen.
Sein Vater holte Luft, wandte sich ihm zu und schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln, das den Kummer in seinem Blick nur unzureichend verbarg. „Du wirst sehen, das wird großartig“, sagte er mit rauer Stimme.