Frau Koch, Frau Abraham – Sie arbeiten in einer kinder- und jugendpsychologischen Praxis in Wien. Was war Ihre Aufgabe als Fachberaterinnen dieses „Wieso? Weshalb? Warum?“-Bands?
Nina Abraham: Wir haben gemeinsam eine Gruppe für Kinder ins Leben gerufen und uns den Themen Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstverteidigung verschrieben.
Hannelore Koch: Der Verlag ist mit einem großartigen Konzept an uns herangetreten und wir durften von Beginn an Ideen einbringen sowie Texte und Skizzen auf sachliche Richtigkeit begutachten.
Mutig ist, wer keine Angst hat – so die gängige Überzeugung. Gibt es nur furchtlose Helden?
Nina Abraham: Ganz im Gegenteil – nur wer Angst hat, kann auch mutig sein. Denn mutig ist, wer bereit ist, einen Schritt auf die Angst zuzugehen. Dieser Schritt ist für jede und jeden ganz unterschiedlich. Es kann mutig sein, vom Fünfmeterbrett im Schwimmbad zu springen, oder aber auch, sich das erste Mal mit den Zehenspitzen ins Wasser zu trauen. Mut ist etwas sehr Individuelles und nichts, das bei uns allen gleich ist.
Die Angst überwinden, Selbstvertrauen und Vertrauen haben, Nein sagen können – das sind große Aufgaben. Kann man dafür üben?
Hannelore Koch: Ja! Dabei ist Angst lebensnotwendig, sie schützt uns vor Gefahren. Doch wenn sie uns einschränkt, ist es gut, sich in kleinen Schritten damit auseinanderzusetzen. Das kann gelingen mit Unterstützung durch liebevolle Eltern, einfühlsame Freund:innen oder auch pädagogisch-psychologische Fachkräfte. Auch Vorbilder können uns zeigen, wie wir mit schwierigen Situationen besser umgehen können. Fürchtet sich ein Kind beispielsweise vor Tieren, kann es helfen, zu sehen, wie sich der beste Freund verhält. Es ist außerdem wichtig, sich realistische Ziele zu setzen. Wer Angst vor Höhe hat, muss nicht gleich auf die höchste Sprosse klettern – da ist die unterste Stufe einer Leiter ein guter erster Schritt. Das schafft Selbstvertrauen – und jeder Erfolg, auch wenn er noch so klein ist, gehört gefeiert.
Text und Interview:
Marion Klötzer