Wie tief Rassismus in unserer Gesellschaft verankert ist und in wie vielen „Mikroaggressionen“ er sich äußert, beschreibt die US-amerikanische Autorin Tiffany Jewell in dem „Buch vom Antirassismus“ anhand zahlreicher alltäglicher Beispiele. So werden statistisch betrachtet achtmal so viele Schwarze Menschen grundlos von der Polizei kontrolliert wie weiße oder werden Opfer staatlicher Gewalt. Auch bei Wohnungsvermietungen, beim Zugang zu Bildung, im Berufsleben oder bei der ärztlichen Versorgung werden jene Menschen benachteiligt, die nicht der „dominanten Kultur“ der weißen, christlichen Mittelschicht angehören. Die institutionellen Benachteiligungen haben auch persönliche Vorurteile zementiert: So erzählt Jewell, wie ihre Lehrerin einen Mitschüler immer wieder schikaniert und gedemütigt hat, nur weil er lateinamerikanische Wurzeln hatte.
„Rassismus ist wie Smog, den wir einatmen. Er hüllt uns vollkommen ein … und das schadet uns allen“, schreibt Tiffany Jewell und macht deutlich, wie tief verankert diese Gemengelage aus Vorurteilen und systemischem Machtmissbrauch durch Institutionen in unseren Gesellschaften ist. Sie reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert, als europäische Wissenschaftler versuchten, Menschen anhand ihrer Hautfarbe in Rassen einzuteilen, sie zu kategorisieren wie Tiere und Pflanzen. Damit ließen sich gewaltsame Unterwerfungen wie der Kolonialismus, die Sklaverei oder religiöse Kriege rechtfertigen. Und obwohl die Kategorisierung in Rassen längst wissenschaftlich widerlegt ist und als frei erfundenes soziales Konstrukt gilt, halten sich entsprechende Etikettierungen und Zuschreibungen bis heute, bestimmen soziale Identitäten und beeinflussen so das Leben von Menschen.