Sie resümieren, man müsse, um aktiv für Ziele zu kämpfen, an eine positive Geschichte glauben, eine Fantasie entwickeln – Utopie statt Dystopie. Warum fällt uns das so schwer?
Grundsätzlich fällt es Menschen wohl leichter, Dinge schlecht zu finden, als an eine neue Idee zu glauben. Es erscheint vielen anstrengender, sich mit anderen hinter einer positiven Geschichte zu versammeln, als sie abzulehnen – sei es durch zynische Distanz oder durch Hass. Menschen, die so denken, fehlt meist noch die Positiv-Erfahrung, wie es ist, wirklich für Veränderung zu sorgen, wirklich etwas zu bewegen.
Die sozialen Medien bieten ja immense Möglichkeiten für die politische Arbeit, was Sie selbst thematisieren. Wie nutzen Sie diese für die Kommunikation Ihrer Ziele?
Einzelne Menschen erhalten durch die sozialen Medien eine bisher unbekannte kommunikative Reichweite. Die Gefahren, die damit einhergehen, wurden hinlänglich beschrieben – die Chancen werden aber noch zu wenig gesehen. Die neue Klimabewegung gäbe es ohne Social Media genauso wenig wie den Protest gegen rassistische Polizeigewalt unter #blacklivesmatter. Und das sind nur zwei der größten Beispiele. In der alltäglichen aktivistischen Arbeit sind diese Kanäle ebenfalls unverzichtbar: Unsere Inhalte würden sonst kaum jemand erreichen.
Was möchten Sie mit Ihrem Buch bestenfalls bewirken?
Im besten Fall möchten wir ein neues öffentliches Bild von Aktivismus etablieren. Wir wollen das Framing vom gewalttätigen Protest aufbrechen und zeigen, dass Aktivismus mittlerweile die politischen Aufgaben übernimmt, die der parlamentarische Apparat offenbar nicht mehr leisten kann. Und wir möchten eine lebenswerte Zukunft anhand von konstruktiven Ideen zur Veränderung der Gegenwart aufzeigen.
Interview: Susanne Dietrich