EUROPA IN DER KRISE

Eine Zeitenwende

28. April 2022

Die Stabilität und Einigkeit Europas – wenn es sie denn je gab – ist gefährdet. Wie konnte es so weit kommen und welche Möglichkeiten bieten sich in der Zukunft? Diese fünf Bücher beziehen Stellung.

Die Welt blickt geschockt auf Russlands Überfall auf die Ukraine. Doch was wissen wir eigentlich über dieses Land im Osten Europas, aus dem gegenwärtig Hunderttausende flüchten? Der Historiker Serhil Plokhy steigt in „Die Frontlinie“ (Rowohlt, 544 S., 30,– €, erscheint am 17. Mai) tief ein in die Geschichte der Ukraine und analysiert scharfsinnig, wie das Land zum Schauplatz eines neuen Ost-West-Konflikts wurde.

Dass die aktuelle politische Situation eine lange Vorgeschichte hat, weiß auch der Philosoph Michel Eltchaninoff. In einem klugen Essay gelingt es ihm, sich „In Putins Kopf“ hineinzuversetzen, indem er die Lektüren des russischen Machthabers analysiert und daraus auf dessen rückwärtsgewandtes Weltbild schließt (Tropen, 224 S., 12,– €). 

Auch Catherine Belton hat sich eingehend mit Wladimir Putin beschäftigt. Die langjährige Moskau-Korrespondentin der „Financial Times“ hat für „Putins Netz“ mit ehemaligen Kreml-Insidern gesprochen und beleuchtet in ihrem hoch spannenden Buch die zentrale Rolle des KGB beim Aufstieg des russischen Präsidenten (Harper Collins, 704 S., 26,– €). Doch wie kann sich Europa in dieser kritischen Situation am besten positionieren? Vor allem durch „Selbstbehauptung“, sagt der Politikwissenschaftler Heinz Theisen – gegenüber Russland, China und einem radikalen Islamismus. Nur so werde Europa wieder einig und stark (Olzog, 392 S., 24,– €).

Kristina Lunz setzt auf einen Paradigmenwechsel und entwirft in ihrem lesenswerten Plädoyer „Die Zukunft der Außenpolitik ist ­feministisch“ das Bild einer von Media­tion und Klimagerechtigkeit geprägten ­Politik (Econ, 448 S., 22,99 €).

SR