Mut zur Auseinandersetzung
Auch 30 Jahre nach der Wende lasten auf vielen Familien die DDR-Vergangenheit und Gefühle von Fremdheit. Therapeut Udo Baer plädiert für offene Aufarbeitung.
Auch 30 Jahre nach der Wende lasten auf vielen Familien die DDR-Vergangenheit und Gefühle von Fremdheit. Therapeut Udo Baer plädiert für offene Aufarbeitung.
Totale Überwachung, die ständige Angst vor Bespitzelung, Leid durch staatlich-autoritäre Erziehung von klein auf oder traumatische Fluchterfahrungen und der Verlust von Heimat: Der Therapeut Udo Baer, selbst in der DDR geboren, spürte in vielen Gesprächen quer durch alle Altersgruppen dem „DDR-Erbe in der Seele“ nach. Angst war verdächtig, sogar tabu, und offen über Gefühle zu reden für viele unmöglich. Der äußeren Scheinwelt mit ihren Parolen entsprach der Rückzug ins Private – und ein tiefes Misstrauen gegen „die da oben“, die lügen, an allem Schuld tragen.
Schweigen ist Teil des DDR-Erbes, sagt Baer, und die Folgen wirken bis heute nach. Wer sich nicht mit belastenden Erfahrungen auseinandersetzt, überträgt sie unbewusst auf Kinder und Enkel. Zukunft braucht Herkunft. Baers Buch ist ein aufschlussreicher und kluger Appell, das Schweigen zu brechen. ANA