Geschwister und andere Ungeheuer
Erbstreit in einer gutbürgerlichen Familie: In "Der Fang des Tages" demaskiert die Autorin nicht nur die Gutbürgerlichkeit ihrer Figuren, sondern trägt auch Schicht für Schicht ein Tabu nach dem anderen ab.
Erbstreit in einer gutbürgerlichen Familie: In "Der Fang des Tages" demaskiert die Autorin nicht nur die Gutbürgerlichkeit ihrer Figuren, sondern trägt auch Schicht für Schicht ein Tabu nach dem anderen ab.
Mila, das Nesthäkchen der Familie Escher, hat keine Zeit, die verstorbene Unternehmerwitwe Elfriede zu beweinen. Zu aggressiv tragen ihre drei deutlich älteren Geschwister den Kampf um das gemeinsame Erbe aus – und an sie heran. Je erbitterter der Streit tobt, desto abgründigere Winkelzüge treten zutage. Neben der Berliner Villa geht es um ein großes Vermögen auf geheimen Konten in der Schweiz, deren Erwähnung außerhalb der Familie strengstens untersagt ist. Die Autorin demaskiert nicht nur die Gutbürgerlichkeit ihrer Figuren, sondern trägt auch Schicht für Schicht ein Tabu nach dem anderen ab und entlarvt so den Wohlstand der Familie als moralisch höchst zweifelhaft. •
Gisela Stelly Augstein schrieb für die „Zeit“ und arbeitet als Roman- und Sachbuchautorin in Hamburg und Berlin. Zuletzt erschien 2018 im Westend Verlag „Keitumer Gespräche“.